Und wenn sie nicht spielen können? Frühe Sprachtherapie mit entwicklungsauffälligen Kindern

Fachartikel

Und wenn sie nicht spielen können? Frühe Sprachtherapie mit entwicklungsauffälligen Kindern

Sprache hat zwei Hauptfunktionen: einerseits die Kommunikation mit dem Ziel, die
Welt zu verändern, und andererseits die Repräsentation mit dem Ziel, die Welt darzustellen
(Zollinger 1987, 1995, 2004).Die Voraussetzung für die Entwicklung der kommunikativen Funktion liegt im Anspruch, anderen Personen etwas mitteilen (Sprachproduktion) beziehungsweise
den Äusserungen anderer Personen zuzuhören (Sprachverstehen). Es geht also
vorerst nicht um die Fähigkeit des Sprechens und Verstehens im engeren Sinne,
sondern darum, dass man überhaupt etwas zu sagen hat und sich für die Inhalte
von dem, was andere sagen, interessiert. Die Prozesse, welche zu diesen Kompetenzen
führen, können durch die Individuationsentwicklung umschrieben werden.

Die Voraussetzung für die Entwicklung der repräsentativen Funktion liegt als erstes
darin, verlässliche Vorstellungen von nicht vorhandenen, vergangenen oder
zukünftigen Ereignissen, Personen oder Situationen aufzubauen. In einem zweiten
Schritt geht es dann darum, diese Vorstellungen in Symbole, d.h. in Wörter und
Sätze zu übersetzen. Vor allem der zweite Schritt ist relativ komplex. Vorstellungen
bestehen oft aus inneren Bildern und sind damit eher ganzheitlich, während das
Symbolsystem Sprache streng linear ist: Wörter bestehen aus einer Reihe von Lauten;
Sätze bestehen aus einer Reihe von Wörtern; Erzählungen oder Texte bestehen
aus einer Reihe von Sätzen. Das heisst: MAN MUSS ES AUF DIE REIHE BRINGEN!

Ähnliche Fähigkeiten erfordert auch die Entwicklung des Symbolspiels. Um Erlebnisse
in Form symbolischer Handlungen darzustellen, braucht es in einem ersten
Schritt ebenfalls die Vorstellung und in einem zweiten Schritt die Fähigkeit, diese
in eine lineare Struktur zu übersetzen. Der Unterschied besteht darin, dass die
Strukturen im Spiel weniger streng sind als diejenigen der Sprache. Dies hat im
Wesentlichen damit zu tun, dass die sprachlichen Symbole nicht individuell, sondern
willkürlich festgelegt sind. Piaget (1945) bezeichnete sie deshalb als Zeichen.
Zeichen haben nichts mit dem zu tun, was sie bezeichnen. Im Gegensatz dazu sind
Symbole, also auch symbolische Spielhandlungen, meist eng mit dem verknüpft,
was sie bezeichnen (bspw. hat der Klang des Wortes «schlafen» wenig zu tun mit
der Tätigkeit; eine Puppe in eine Schachtel legen ist diesbezüglich definitiv näher).
Da Spiel und Sprache auf ähnlichen Kompetenzschritten basieren, sind auch entsprechende
Parallelen in der Entwicklung zu finden.

Diese werden im nachfolgenden Artikel näher betrachtet und mit Beispielen zur Therapie erläuert.

Quelle: logopaedieschweiz.ch

Die Fachartikel findest Du auch in unserem Download Archiv.

 

Hier geht es zum Fachartikel