Fachartikel
Hintergrund: Die in der Forschungsliteratur vertretene Annahme, dass der Genitiv für den Spracherwerb deutscher Kinder keine Rolle (mehr) spiele, hat dazu geführt, dass die Fähigkeit zur Genitivmarkierung aus diagnostischen Erhebungsverfahren sowie Fördermaßnahmen weitgehend ausgespart blieb. Empirische Untersuchungen, die diese Annahme stützen, existierten bislang jedoch nicht. Ziele: Im Rahmen des vorliegenden Beitrags soll daher erstmals die Korrektheit der Genitivmarkierung bei spracherwerbenden deutschen Kindern systematisch dokumentiert werden.
Methode: Die vorliegenden Daten wurden im Rahmen des Forschungsprojekts GED 4-9 erhoben. Die Stichprobe umfasste N = 968 monolingual deutsch aufwachsende Kinder im Alter zwischen 4;0 und 8;11 Jahren. Die Fähigkeit, den Genitiv zu markieren, wurde im Rahmen einer spielerischen Erhebungssituation an jeweils acht Items evoziert. Die Antworten der Kinder wurden quantitativ sowie qualitativ im Hinblick auf bestimmte Fehlermuster ausgewertet.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass deutschsprachige Kinder sehr wohl über die Fähigkeit verfügen, den Genitiv korrekt zu markieren. Pränominale Genitivattribute werden bereits im Vorschulalter überwiegend korrekt verwendet. Mit Eintritt in das Schulalter nimmt auch die Korrektheit für potentiell anspruchsvollere Genitivstrukturen – postnominale Attribute sowie präpositional zugewiesene Genitive – deutlich zu.
Schlussfolgerungen: Die Fähigkeit, den Genitiv markieren zu können, stellt nach wie vor einen Teil der Sprachkompetenz deutschsprachiger Kinder dar. Der zunehmende Kontakt mit Schri$- und Bildungssprache im unterrichtlichen Kontext scheint sich unterstützend auf den Erwerbsprozess auszuwirken.
Quelle: forschung-sprache.eu
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